Er ist bereits lange weit verbreitet im angelsächsischen Raum, aber auch hierzulande immer bekannter, dient nicht nur als Pointe vieler akademischer Witze in den sozialen Medien, sondern vor allem als umfassender Plan für eine Lehrveranstaltung: der Syllabus. Doch was beinhaltet diese “Zusammenstellung” eigentlich? Welche Strukturen lassen sich aus den eher rigiden Vorgaben vieler amerikanischer Universitäten herausarbeiten und für den deutschen Kontext adaptieren?
Häufig wird ein Syllabus einfach als Veranstaltungsplan verstanden und darin in erster Linie der geplante Verlauf der Veranstaltung tabellarisch erläutert. Auch wenn ein solcher Plan natürlich essentiell für die Studierenden und die eigene Veranstaltungsplanung ist, reizt er das Potential eines Syllabus damit nicht aus. So kann manch ein Syllabi über zehn Seiten umfassen. Die Aufgabe des Syllabus soll schließlich nicht weniger sein, als
- den Rahmen der Lehrveranstaltung zu beschreiben,
- die Ziele der Veranstaltung zu benennen,
- die Erwartungen an die Studierenden explizit zu machen
- sowie organisatorische und logistische Abläufe festzulegen.
Gleichzeitig stellt der Syllabus, in der Regel, den Erstkontakt zwischen der Lehrperson und den Studierenden dar. Damit spielt das Dokument eine wichtige Rolle dabei, die gewünschte Arbeitsatmosphäre herzustellen, das Format (Präsenz-, Online-, Blended- oder Hybridlehre) zu erläutern und die Studierenden auf das kommende Semester vorzubereiten. Viele Syllabi legen deshalb zunächst klare Ziele für den Kurs fest und erläutern sowohl den inhaltlichen als auch den strukturellen Kontext der Veranstaltung. Dieser Kontext und diese Ziele spiegeln sich dann in der gewählten Literatur (sei es Primär- oder Sekundärliteratur oder vielleicht ein Lehrbuch/Skript) und dem Verlaufsplan wieder. So wird deutlich, wie die geplante Veranstaltung in das Studium und in das Fach passen und welche Ziele wann und wie erreicht werden sollen. Schließlich enthält ein Syllabus wichtige Informationen zu Prüfungen, Leistungsnachweisen sowie Benotungskriterien. Unter Umständen folgen darauf noch weitere Hinweise zur Organisation der Veranstaltung, Unterstützungsangeboten der Universität, technischen Bedingungen für die Teilnahme oder sonstigen Besonderheiten der Veranstaltung.
Durch die Erstellung eines Syllabus erhalten Sie aber nicht nur ein Dokument, das die Studierenden das ganze Semester über begleitet, sondern auch einen strukturierten Plan, wie Sie Ihre Veranstaltung durchführen wollen. Viele Lehrende empfinden den Syllabus daher weniger als wirklich neu, sondern schätzen daran, dass sie durch dessen Erstellung Gedanken und Pläne, die sie sowieso schon haben, ordnen und explizit machen müssen. Während das Erstellen eines Syllabus auf den ersten Blick zusätzliche Arbeit einbringt, kann er auf Dauer eine spürbare Arbeitserleichterung bedeuten, da sich auch die Lehrenden immer wieder mit dem darin beschriebenen Verlauf und den Zielen der Veranstaltung auseinandersetzen können. So haben sie mehr Zeit und Raum, sich auf die Inhalte der Veranstaltung zu konzentrieren und brauchen sich um die Konzeption und Organisation keine weiteren Gedanken mehr zu machen. Dazu steht ja alles im Syllabus.
Typische Inhalte eines Syllabus
- Grunddaten der Veranstaltung
- Titel, Lehrende, Modul, Zeiten, Räume, Kurzbeschreibung …
- Erläuterung von digitalen Komponenten, Präsenz- und Onlineterminen …
- Hilfreich ist auch die Angabe von Sprechstundenzeiten/Erreichbarkeit.
- Einordnung in fachlichen Kontext und Studienverlauf
- Ziele der Veranstaltung
- wenige, eindeutig formulierte Ziele
- Empfehlenswert sind aktiv formulierte Ziele (kompetenzorientiert).
- benutzte Literatur und Bezugsquellen
- kann sowohl Pflichtliteratur als auch weitere Empfehlungen beinhalten
- Verlaufsplan
- tabellarische Übersicht aller Sitzungen
- beinhaltet Themen, Aufgaben und notwendige Vorarbeiten
- Erläuterung der Leistungsnachweise und Benotung
- insbesondere Fristen, Umfang und Art der Nachweise
- Erläuterung der Studiennachweise
- Besonderheiten der Veranstaltung
- Begleitveranstaltungen, Nutzung spezieller digitaler Dienste …
- passende Ressourcen und Angebote der Universität
- Schreibzentrum, Bibliothek, Psychosoziale Beratung
- Hinweise auf Beratung innerhalb des Faches
- Unterstützung für Studierende mit Behinderung
- Verhaltenscodex
- Warnung vor Plagiaten und anderem Fehlverhalten
- Regeln für verspätete Abgaben
Wenn Sie sich detailliertere Informationen zu den verschiedenen Teilen eines Syllabus wünschen, bieten viele amerikanische Universitäten dazu umfangreiche Handreichungen, die zu großen Teilen auch im deutschen Kontext sinnvoll nutzbar sind. Besonders hilfreich ist die Handreichung der Cornell University. Sie finden an vielen Universitäten zudem öffentliche Archive, die einige Syllabi enthalten, wie zum Beispiel hier für die Institutionen der City University of New York. Beachten Sie dabei, dass an manchen Universitäten oder Instituten bestimmte Inhalte zu den Angeboten der Universität bereits vorgegeben und daher in allen Syllabi wortgleich zu finden sind.