Hoffnung: 2025 – universitäre Lehre über den Tellerrand hinaus gedacht

Der folgende Beitrag wurde von Annika Kretschmann und Nadine Kunz, Mitarbeiterinnen im Projekt UOS.DLL, für die Blog-Kategorie „Meinungen und Haltungen“ verfasst.

Zwei Gabel und ein Löffel ragen über einen Tellerrand hinaus
Quelle: Nadine Kunz

Wie könnte die Lehre an der Universität Osnabrück im Jahr 2025 aussehen? Eine Frage, die in den Hinterköpfen vieler Hochschulmitglieder steckt. Wünsche und Ideen gibt es viele, aber das Jahr 2025 ist noch drei Jahre entfernt – drei Jahre, in denen sich einiges verändern kann!

Wir, Annika Kretschmann und Nadine Kunz, haben unsere Lehramts-Masterstudiengänge vor nicht allzu langer Zeit abgeschlossen. Inzwischen sind wir als Mitarbeiterinnen im Projekt UOS.DLL („Digitales Lernen Leben“) tätig, erinnern uns aber noch gut an die eigene Studierendenperspektive – wie auch für diesen Blogbeitrag: Wir wünschen uns für das Jahr 2025 eine Lehre an der Universität Osnabrück, die flexiblere sowie alternative Lehr- und Lernsituationen zulässt und somit über den Tellerrand hinaus schaut, um ein individuelleres Studieren zu ermöglichen.

Zusatzangebote etablieren

Eine Idee für zukunftsfähige Lehre an der Universität Osnabrück ist, die Lehre durch Zusatzangebote anzureichern. Zusätzliche Lernmöglichkeiten können individuelles und eigenständiges Lernen von Studierenden fördern und ihnen mehr Möglichkeiten bieten, sich zu professionalisieren. Mithilfe der bereits im Rahmen vieler UOS-Projekte entstandenen (und stetig entstehenden) Produkte ist es möglich, dieses Ziel anzustreben, ohne dass ein Zusatzangebot zwangsläufig einen Mehraufwand für Lehrende und Studierende bedeuten muss. Im Folgenden wollen wir deshalb auf zwei Projekte eingehen, mithilfe derer zukunftsfähige universitäre Lehre unserer Meinung nach angeregt werden kann.

Kommunikation, Orientierung und Professionalisierung im Lehramtsstudium (Projekt Ko.OP)

Zunächst möchten wir in diesem Blogbeitrag auf die teachUOS-Plattform verweisen. Diese ist im Zuge des Ko.OP-Projekts entstanden und soll zu Beginn des kommenden Wintersemesters 2022/23 für die Lehramtsstudierenden der Universität Osnabrück zugänglich gemacht werden. Beim Ko.OP-Projekt handelt es sich um eines der von 2019­–2021 vom MWK geförderten Qualität-Plus-Projekte. Ein Ziel dieses Projektes war die Entwicklung einer Stud.IP-basierten, universitätsinternen Plattform speziell für Lehramtsstudierende. Innerhalb der Plattform sollten sämtliche wichtige Informationen gebündelt werden, die für das Lehramtsstudium an der Universität Osnabrück relevant sind. Durch einige Hinweise und Verlinkungen auf die Universitätswebsite soll teachUOS zur Orientierung der Studierenden beitragen und sowohl für Studienanfänger*innen als auch Fortgeschrittene wichtige Informationen bereitstellen.

Doch warum ist dafür eine Plattform notwendig, wenn doch die entsprechenden Informationen auf der Universitätswebsite zu finden sind?

Lehramtsstudierende müssen sich in ihrem Studium nicht nur zwischen mindestens zwei Studienfächern und dem „Lehramtsbereich“ (KCL oder BWP) zurechtfinden und orientieren, sondern auch Praktika nachweisen und wie alle Studierenden gewisse Fristen einhalten, Prüfungen erfolgreich absolvieren oder anderweitige Nachweise erbringen. Es gibt also viele Puzzleteile, die letztlich zusammengesetzt werden müssen, damit die Lehramtsstudierenden ihr Studium erfolgreich zum Abschluss führen können. Wie alle Studierenden sind auch Lehramtsstudierende dafür verantwortlich, ihr Studium eigenständig und individuell zu organisieren.

Da sich Lehramtsstudierende also in mindestens drei verschiedenen Bereichen orientieren müssen, sehen wir sie – auch aus eigener Erfahrung heraus – vor eine besondere Herausforderung gestellt. Die zur Beantwortung der Frage „Was muss wann, weshalb und wie genau erledigt werden?“ benötigten Informationen und Ansprechpersonen sind je nach Anliegen verstreut. Dadurch ergibt sich sowohl für die Studierenden als auch für die Ansprechpersonen ein Mehraufwand. Durch teachUOS erhoffen wir uns, dass die Lehramtsstudierenden einen offiziellen Ankerpunkt erhalten, an dem sie entscheidende Informationen gebündelt finden und erfahren, an wen sie sich in bestimmten Situationen wenden oder wo und wie sie sich weitergehend informieren können.

Die teachUOS-Plattform ist in ihrer Entwicklung einige Feedbackschleifen durchlaufen und wurde in Abstimmung mit verschiedenen Fachschaften und weiteren universitären Instanzen bedarfsorientiert entwickelt. Die Rückmeldungen auf dieses Zusatzangebot waren von Studierendenseite durchweg positiv.

„Ich habe mich durch die teachUOS-Plattform durchgearbeitet und bin sehr begeistert! Ich finde sie ist sehr übersichtlich gestaltet und enthält sehr interessante und hilfreiche Informationen. Auch die Links finde ich super, da man diese möglicherweise gar nicht alle gefunden hätte.“

ein*e Studierende*r

Bislang ist die Plattform überwiegend auf Orientierung im Studium ausgerichtet und legt den Fokus auf die Lehramtsstudierenden der Universität Osnabrück. teachUOS könnte darüber hinaus auf andere Studiengänge ausgeweitet und/oder zu einem digitalen asynchronen Lernort werden. In Zukunft wäre es – neben diversen anderen Einsatzmöglichkeiten – z. B. denkbar, dass Lehrende Lehrvideos oder auch digitale Übungsformate zur Vorbereitung auf Modulprüfungen entwickeln und auf teachUOS bereitstellen.

Der Ausbau einer hochschulinternen Plattform, die das Lehren und Lernen unterstützt, kann eine zukunftsfähige Lehre insgesamt bereichern: Lehrende könnten dadurch sowohl mehr Transparenz im Studium schaffen als auch die Studierenden im eigenständigen Lernen unterstützen.

Unterstützung der Lehre und Kompetenzerwerb Studierender (Projekt UOS.DLL)

Am virtUOS ist das derzeit laufende Projekt „Digitales Lernen Leben“ (UOS.DLL) angesiedelt, das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre finanziert und über das hier im Digitale Lehre Portal regelmäßig berichtet wird. In diesem Rahmen sind in den letzten Monaten einige spannende Produkte entstanden – unter anderem die sog. Mikromodule (MiMos), mithilfe derer Lehrende entlastet und Studierende beim Erwerb wichtiger fach(un)abhängiger Kenntnisse und Kompetenzen unterstützt werden sollen. Mikromodule sind kleine Selbstlerneinheiten zu unterschiedlichsten Themen.

Wir haben u. a. an dem Mikromodul „Digitale Basisdienste der UOS“ mitgewirkt. Im Zuge der Entwicklung sprachen wir häufig darüber, wie hilfreich ein solches Angebot für uns als Studierende gewesen wäre. Beispielsweise hätte die Kenntnis von den Diensten der Academic Cloud die Studien- und Gruppenarbeitsorganisation erheblich unterstützen können. Auch praktische Stud.IP-Tipps, auf die das Mikromodul eingeht, hätten uns nicht nur die Einstiegsphase ins Studium, sondern auch darüber hinaus die weitergehende Gestaltung des Studiums erleichtert. Manche Studierenden kennen sich mit den digitalen Diensten der Universität Osnabrück deutlich besser aus als andere – das Mikromodul schafft eine Basis, von der aus für alle Studierenden dieselben Voraussetzungen gegeben sind.

Über solche Basisqualifikationen hinaus ist eines unserer Herzensanliegen, Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich individuell und eigenständig persönlich weiterzuentwickeln. So ist z. B. das Thema „Prokrastination“, zu welchem derzeit ein weiteres Mikromodul entwickelt wird, bei manchen Studierenden präsenter als bei anderen. Durch das Mikromodul zur Prokrastination können sich alle interessierten Studierenden selbstständig mit diesem Thema auseinandersetzen und sich reflektieren. Sich über die fachbezogene Ebene hinaus Wissen im Studium anzueignen, ist unserer Meinung nach essentiell für die Entwicklung einer professionellen Haltung – Angebote wie bspw. Workshops, in denen man sich selbst reflektiert, haben auch unsere Studienzeit maßgeblich bereichert.

Das Potential der Mikromodule sehen wir darin, dass Studierende sich selbstständig mit verschiedenen Themen auseinandersetzen und somit individuell nach Bedarf weiterentwickeln können – sei es durch die Wissensvermittlung in den MiMos oder die Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren. Als asynchrone Lernmöglichkeiten und aufgrund der Vielzahl an Themen, die aufgegriffen und nach und nach erweitert werden, ist für jede*n Studierende*n etwas dabei. Die Vielfalt ist darüber hinaus auch für die Lehrenden von Vorteil: Lehrende können mithilfe der MiMos ihren Studierenden gezielt fach(un)abhängiges Wissen mit auf den Weg geben, ohne dies eigenständig detailliert vorbereiten zu müssen. Da die Mikromodule als Courseware in einzelnen Veranstaltungen bei Stud.IP angelegt und für Studierende und Lehrende frei zugänglich sind, können sie einfach in die Lehre integriert werden – z. B., indem die Studierenden von Lehrenden auf die MiMos hingewiesen werden oder aber indem ein Mikromodul (oder Teile daraus) in die Lehre integriert wird. Die ersten Mikromodule wurden von UOS.DLL-Mitarbeitenden entwickelt. Sie können aber auch von Lehrenden selbst erstellt werden, was diesen ermöglicht, passgenau Mikromodule zu entwickeln, die auf die Bedarfe ihrer Studierenden angepasst sind.

Unsere Hoffnungen für eine Lehre im Jahr 2025 (oder gerne früher) auf den Punkt gebracht:

Eine Offenheit für derartige Zusatzangebote und die Bereitschaft, diese in die Lehre zu integrieren, Studierende darauf aufmerksam zu machen und sich selbst als Lehrende*r mit den eigenen Erfahrungen einzubringen, zeichnet für uns eine zukunftsfähige wissenschaftliche Praxis und Lehre aus – ob im Jahr 2025 oder schon eher. Sowohl die teachUOS-Plattform, die auf weitere Studiengänge sowie digitale Lehr-/Lernformate ausgeweitet werden könnte, als auch die stetig entstehenden Mikromodule erweisen sich als praktikable Möglichkeiten, die universitäre Lehre über den Tellerrand hinaus zu gestalten. Manchmal reicht bereits ein kleiner Hinweis aus, um die Studierenden auf derartige Angebote aufmerksam zu machen. Die Studierenden können von den alternativen Lehrformaten wie den Mikromodulen nicht nur direkt profitieren, sondern auf diese Weise auch dazu motiviert werden, weitere fachübergreifende und extracurriculare (Selbstlern-)Angebote auszuprobieren, sich aber auch insgesamt neuen Herausforderungen offen zu zeigen.