Tutorien in der Lehre – drei Fragen an die KoPro

Tutorienarbeit versteht sich als Teil der Hochschuldidaktik und leistet einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Qualität der Lehre. Es gibt vielfältige Arten von Tutorien, die sich durch individuelle Ziele und Einsatzgebiete unterscheiden. Tanja Scherer und Nina Faust sind bei der KoPro (Koordinationsstelle Professionalisierungsbereich) u.a. für die Qualifizierung und Begleitung von Tutor:innen und Mentor:innen zuständig. Wir haben nachgefragt, was ein gutes Tutorium ausmacht und wie das Lernen der Studierenden damit unterstützt werden kann.

Warum sollten Lehrende Tutorien für die eigenen Lehrveranstaltungen nutzen?

Tutorien ermöglichen die Arbeit in kleineren Gruppen – mit geringer Hemmschwelle und auf Augenhöhe. Inhalte und Schwerpunkte lassen sich so besser am aktuellen Bedarf und den Anliegen der Studierenden ausrichten. Tutorien bieten darüber hinaus Raum, sich vertiefend mit Inhalten auseinanderzusetzen oder ermöglichen die praktische Umsetzung. Auch ein konstruktives Feedback zwischen Studierenden, Tutor:innen und Dozierenden gelingt in diesem Rahmen oft besser.

Gibt es neben Lehrveranstaltungen weitere Bereiche, in denen Tutor:innen und Mentor:innen unterstützen können?

Wir denken, es geht vor allem darum, in einem ersten Schritt zu schauen, inwiefern Tutorien die eigene Lehrveranstaltung bereichern und unterstützen könnten. Die Möglichkeiten dafür reichen von sehr eng an den Vorlesungsinhalten orientierten Tutorien, die wiederholend und interaktiv die Aneignung und das Verständnis des Lernstoffs unterstützen können, bis hin zu sehr offenen Tutorien, in denen aktuelle Themen und Bedarfe der Studierenden erst gesammelt werden und von der Bearbeitung einer Hausarbeit, der Vorbereitung auf eine Klausur, dem Umgang mit Stress oder auch organisatorischen oder privaten Problemen reichen können.

Allgemein ist zu unterscheiden zwischen unterschiedlichsten formellen und informellen Arten von Tutorien oder Mentoring-Angeboten, wie z.B. Fachtutorien, Tutorien zu wissenschaftlichem Arbeiten, Tutorien zu Schlüsselkompetenzen (z.B. Referat halten), Mentoringtreffen (z.B. zu aktuellen Herausforderungen in der Studienorganisation oder möglichen Berufsperspektiven).

Einen genaueren Überblick zur Beantwortung eben dieser Frage bekommen interessierte Lehrende in  dem Workshop „Einsatz von Tutorien zur erfolgreichen Unterstützung des Lernens – Konzeption und Optimierung von Tutorien, Einsatz und Begleitung von Tutor*innen“, den wir im Rahmen der Hochschuldidaktischen Qualifizierung im Juli anbieten.

Was sollten Lehrende (unbedingt) beachten, wenn Sie den Einsatz von Tutor:innen oder Mentor:innen planen?

Wie gerade beschrieben, ist es möglich unterschiedlichste Zielsetzungen mit dem Einsatz zu verfolgen. Wichtig ist, jeweils die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Veranstaltungen mitzudenken. Auch die Unterscheidung von fachlicher und didaktischer Qualifizierung sollte im Blick behalten werden. Nicht jede:r, die/der die Fachinhalte gut beherrscht, kann diese automatisch auch gut an andere vermitteln oder interaktiv mit einer Gruppe arbeiten.

Im Vorfeld sollte auch geklärt werden, woher das Geld für die Entlohnung der Tutor*innen/ Mentor*innen kommt. Manche Studienordnungen erlauben die Möglichkeit, Creditpoints anzuerkennen. Statt Geld erhalten die Studierenden dann Leistungspunkte, die im jeweiligen Studiengang anrechenbar sind. Das kann für die Studierenden, die als Tutor*innen/ Mentor*innen arbeiten, sehr interessant sein und auch für das Fach, da keine zusätzlichen Kosten entstehen. Dafür bedarf es aber der Rücksprache in dem jeweiligen Fach, um zu klären, ob und wo eine Anrechnung möglich wäre.

In Bezug auf die Unterstützung und Konzeption einer eigenen Schulung für Tutor:innen bieten wir im Rahmen des jährlichen Programms für Multiplikator:innen (train-the-trainer) umfangreiche Unterstützung mit best practice an. Interessierte Lehrende können sich ab sofort hier zum Vorgespräch anmelden.

Noch eine abschließende Frage: Im kommenden Jahr ist die Uni Osnabrück am 18./19 März 2024 Gastgeberin des Netzwerktreffens des „Netzwerks Tutorienarbeit an Hochschulen“. In welcher Weise können Osnabrücker Lehrende und Tutor:innen von dieser Veranstaltung profitieren?

Das Netzwerktreffen bietet Einblicke in die Qualifizierungen und Einsatzgebiete von Tutor:innen und Mentor:innen an anderen Standorten und ermöglicht den Austausch über best practice. Und natürlich gibt es die Gelegenheit zur Vernetzung, viel Inspiration und konkrete Ideen für die eigene Arbeit.

Vielen Dank für das Gespräch!